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Der Bahnhof von Antwerpen.
Der Bahnhof von Antwerpen.

Antwerpen: Innovative Architektur an den Ufern der Schelde

Antwerpen ist die größte Stadt Belgiens und zweitgrößter Hafen Europas. Die Modeschule an der königlichen Akademie bildet weltweit einflussreiche und innovative Fashiondesigner aus. Außerdem ist Antwerpen eine Stadt im Wandel. In ehemaligen Hafendocks entstehen neue Stadtquartiere, die als Labore für die nachhaltige und Co² neutrale Stadt dienen. Viele Gründe mal in die Hafenstadt an der Schelde zu fahren. Was wir dort erlebt haben, verraten wird Dir hier.
Inhalt

Mit dem Zug nach Antwerpen

Antwerpen ist für uns ziemlich bequem mit dem Zug zu erreichen. Denn wir starten unseren vergnüglichen Ausflug in die Hafenstadt an der Schelde von Brüssel aus. Tatsächlich fahren die Züge von Brüssel nach Antwerpen im sensationellen 30 Minuten Takt und das bis spät in die Nacht. Weil dieses Angebot so unglaublich verlockend ist, haben wir uns spontan für die Fahrt in die Hauptstadt der Region Flandern entschieden. Allerdings ist unsere Vorstellung von der größten Stadt Belgiens reichlich diffus. Aber bekanntlich bildet Reisen ja.

Der große Barockmaler Peter Paul Rubens war in Antwerpen zuhause. Von hier aus belieferte die äußerst produktive Werkstatt des Kunstunternehmers Rubens die Fürstenhöfe Europas mit seinen begehrten Meisterwerken. Außerdem wissen wir, dass die Hafenstadt am Fluss Schelde einer der größten Seehäfen weltweit ist. Auch von den legendären Antwerp Six haben wir gehört. Also den genialen Modeschöpfern Martin Margiela, Ann Demeulemeester, Dirk Bikkemberg und Dries van Noten , die an der heute berühmtesten Modeschule der Welt, dem Fashion Department der Royal Accademy of Fine Arts, das Schneiderhandwerk lernten. Besonders hoch im Kurs steht aber heute der Designer Demna Gvasalia, der ebenfalls in Antwerpen studierte. 2017 verzauberte Gvasalia für das Modelabel Balenciaga den ikonischen 99 Cent IKEA Shopper in sündhafte teueres Edeldesign. Cheap Chic ist seitdem a thing!

Außerdem verspricht die Umwandlung der innerstädtischen Hafendocks in neue Wohnquartiere unter dem Schlagwort Slow Urbanism viel zeitgenössische Architektur. Das hört sich auch außerordentlich interessant an. So langsam entsteht auf der Zugfahrt eine Idee, wie wir unseren Tag in Antwerpen gestalten wollen: Einfach treiben lassen und viele Eindrücke mitnehmen …

Blick vom Untergeschoss des Hauptbahnhofs Antwerpen Centraal in das Glasdach.
Im Hauptbahnhof von Antwerpen trifft ziemlich alt auf ganz modern
Der modernisierte Hauptbahnhof von Antwerpern.
Eine Kathedrale aus Glas und Stahl, entworfen von Clement Van Bogaert (1905) und Jacques Voncke (2007)

Antwerpen Centraal – Der schönste Bahnhof der Welt

Nach gut 40 Minuten Zugfahrt kommen wir in Antwerpen Centraal, dem Hauptbahnhof, an und erleben sofort unsere erste Überraschung. Denn dieser Hauptbahnhof ist eine echte Sensation. Wir steigen tief unter der Erde aus dem bequemen Intercity der belgischen Eisenbahn und schauen ehrfürchtig hinauf in eine innovative Mischung aus ziemlich alt und super neu.

Tatsächlich ist es so, dass Antwerpen Centraal Ende des letzten Jahrhunderts schon ziemlich in die Jahre gekommen war. Der Bahnhof sah zwar noch prächtig aus, aber für dir Erfordernisse eines modernen Bahnverkehrs war der alte Kopfbahnhof völlig unbrauchbar. Um Antwerpen Centraal an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz anzuschließen, wurde eine Tunnel unterhalb der Stadt gegraben. Damit konnten die Züge endlich ohne zeitaufwändiges Kopfmachen – also Fahrtrichtung ändern – weiterfahren.

2007 wurde der moderne Teil des Bahnhof eingeweiht, seitdem fahren die Züge auf drei Etagen ab. Verantwortlich für die Modernisierung war der Ingenieur Jacques Voncke. Trotz der Modernisierung wurde das Empfangsgebäude von Antwerpen Centraal unverändert erhalten. Dessen palastähnlichen Architektur in einem fiebrigen Irgendwie-Jugendstil erinnert an die Zeit, als das Königreich Belgien durch die verbrecherische Ausbeutung seiner Kolonien in Afrika zu ungehörigem Wohlstand kam. Von begeisterten Fans wird das Bahnhofsgebäude aus Glas und Stahl als Eisenbahnkathedrale verklärt. Aber warum die monumentale Kuppel, die das Gebäude überragt mit der des Pantheon in Rom verglichen wird, erschließt sich uns nicht. Wegen der perfekten Symbiose von Vergangenheit und Gegenwart wurde Antwerpen Centraal 2011 mit dem Europa Nostra Preis für europäisches Kulturerbe ausgezeichnet.

Putto an einer Laterne.
Vor dem Bahnhof
Hotel der Kette Radisson blue in Flandern.
Erstaunlich: Das Radisson blue in Antwerpen

Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck

Gleiche neben dem Bahnhof liegt der Zoo von Antwerpen. Das prächtige Tor – flankiert von exotischen Tierskulpturen – erinnert ebenso wie das Bahnhofsgebäude an die Epoche der Kolonisierung Afrikas. Und so beschleicht uns schon nach wenigen Schritten in der Hafenstadt an der Schelde die bedrückende Ahnung, dass der hiesige Reichtum mit der Ausbeutung des globalen Südens erwirtschaftet wurde.

Wie es sich für eine echte Bahnhofsgegend gehört, gibt es auf dem Bahnhofsvorplatz, dem Koningin Astridplein, natürlich auch ein Strip-Lokal. Dieses stimmt uns ebenso wie die eigenwillige Architektur des Radison Blue Hotels von Antwerpen genau gegenüber des durchgeknallten Bahnhofsgebäudes auf einen Stadtspaziergang voller Kontraste ein. So ähnlich wie Lorenz es vor einiger Zeit in Lüttich erlebt hat.

Von Antwerpen Centraal schlendern wir über die breite Einkaufstraße De Keyserlei Richtung Altstadt. Auch hier wieder eine Überraschung, nämlich die wahnsinnig vielen Restaurants mit französisch anmutender Außengastronomie, die sich am Straßenrand ausbreiten. Wir suchen allerdings etwas intimeres. Deswegen landen wir in einer Seitenstraße in der Snackbar Koffie, die ganz zauberhaft für sich wirbt: “Einst eine Snackbar der alten Schule, jetzt eine entspannte Espresso-Bar im Zentrum von Antwerpen. Italienische Maschine, belgische Röstung, ungarischer Barista.“ Bei so viel Multikulti ist es natürlich einfach vom Weg abgekommen. Zur Orientierung darum erst einmal ein paar interessante Fakten zu Antwerpen.

  • Antwerpen Centraal, Adresse: Koningin Astridplein 27, 2018 Antwerpen, Belgien
  • Snackbar Koffie; Adresse: Hopland 51, 2000 Antwerpen, Belgien. Öffnungszeiten: Montags – Freitags von 08:30 – 17:00, Samstag von 09:30 – 18:00, Sonntag Ruhetag.
Madonna mit Kind an einer Hausecke.
In der Altstadt von Antwerpen gibts an fast jeder Ecke eine Madonna mit Kind
Ein Denkmal auf dem Lambermontplaats in Antwerpen
Denkmal für Auguste, Baron Lambermont

11 Interessante Fakten zu Antwerpen

  1. 1291 erhält Antwerpen die Stadtrechte
  2. Hafenstadt in Nordflandern
  3. ca. 520.000 Einwohner
  4. Zweitgrößter Hafen Europas
  5. Mit einer Fläche von 130 km2, 17 größter Hafen weltweit
  6. Anders als die Hafenstadt Rotterdam wurde Antwerpen während des 2. Weltkriegs nicht völlig zerbombt.
  7. Weltweit wichtigstes Zentrum für den Handel und die Verarbeitung von Diamanten
  8. Zugang zur Nordsee über den Fluss Schelde
  9. Antwerpen liegt 88 Km von der Nordsee entfernt
  10. Stadtgebiet grenzt nördlich an die Niederlande
  11. Verkehrsachse Amsterdam – Antwerpen – Brüssel – Paris
  12. Sitz der berühmtesten Modeschule der Welt
Platz vor einem Theater mit einer komplizierten Überdachung.
Theaterplein Antwerpen, Architekten: Bernardo Secchi und Paola Viganò Fertigstellung 2009

Ein Raum, der nicht zu messen ist

Auf der Straße vor der Snackbar Koffie lassen sich prächtig Menschen beobachten. Wir diagnostizieren sofort einen lässigen Chic in der Stadt und müssen feststellen, dass Minimal in Antwerpen anscheinend keine Rolle mehr spielt. Anstelle dessen werden üppige Dekore und kräftige Farben spazieren getragen. Wir sind gespannt, was für Schätzchen wir in den Vintage Stores entdecken werden. Aber nach einem ordentlichen Caffé und einem Croissant haben wir dann auch genug erste Eindrücke gesammelt und schlendern weiter.

Ziemlich unvermittelt stehen wir plötzlich vor dem Theaterplein, einem ungewöhnlich gestalteten Platz vor dem städtischen Theater. Entworfen haben den Theaterplein zwei Architekten und Stadtplaner aus Mailand, Bernardo Secchi und Paola Viganò. Man sieht diesem zentralen Platz in der Altstadt von Antwerpen auch nach der Neugestaltung im Jahr 2009 an, dass hier ein städtebaulicher Super-GAU repariert werden musste. Nämlich eine Art zufällig entstandener, schmuddeliger Hinterhof, über dessen angemessene Nutzung nie jemand nachgedacht hat. Auch die städtebauliche Intervention von Bernardo Secchi und Paola Viganò schließt diese Lücke nicht. Vielmehr betonen die Architekten mit einem gewaltigen Vordach, das von spargeligen Säulen getragen, die unbegrenzte Weite des Platzes. Außerdem machen sie so das räumliche Volumen des Theaterplein im Stadtraum sichtbar.

In den Worten von Secchi, Viganò und Jaspeart ist es ein spazio smisurato: „Ein großer Raum, der schwer zu messen ist. Sie ist unermesslich. Es ist ein Raum, in dem Entfernungen nur schwer zu erkennen sind. Man fühlt sich desorientiert. Es scheint kein Maß zu geben. Es ist ein dimensionsloser Raum.

Website des flämischen Architektur Insituts

Der diesem Entwurf zugrunde liegende Gedanke, soll es unterschiedlichen Gruppen ermöglichen den überdachten Platz spontan zu bespielen. Ob dieses Konzept aufgeht, konnten wir nicht nachvollziehen. Auf jeden Fall aber haben junge Skater den leicht abschüssigen Platz für sich entdeckt.

Garten hinter dem Rubenshaus.
Der Garten des Rubenshaus in Antwerpen
Büste des Seneca im Rubenshaus in Antwerpen.
Peter Paul Rubens verehrte die Lehren des Philosophen Seneca. Deswegen schmückt die Büste des Philosophen den Eingang in Rubens Atelier

Das Rubenshaus

Ganz in der Nähe des Theaterplains liegt das Rubenshuis. Sein Erbauer der Maler Peter Paul Rubens ist einer der faszinierendste und vielseitigsten Künstler der Barocks. Darum lohnt es sich, das Rubenshaus zu besuchen. Auch wenn das Wohnhaus des Malers Peter Paul Ruben von außen bescheiden aussieht, fällt sofort auf, dass Rubens kein Not leidender Künstler gewesen sein kann. Der weltberühmte Maler, Kunstunternehmer und Diplomat Rubens hat seinen großen Stadtpalast in Antwerpen selbst entworfen. Dabei greift er auf italienische Vorbilder zurück, die er während seiner Aufenthalte in Mantua und in Rom kennengelernt hat. Deswegen sieht das Rubenshaus auch aus wie eine Mischung aus italienischem Palazzo und flandrischem Bürgerhaus.

Rubens hat seine Residenz in Antwerpen als privates Wohnhaus und repräsentatives Künstleratelier geplant. Der Wohntrakt befindet sich in einem nüchternen Backsteingebäude altflandrischen Stils. Der Atelierbau gegenüber beeindruckt mir seinem prächtigen Dekor italienische Herkunft. Ganz besonders zauberhaft ist der malerische Garten. Eine reizende Ruheoase im Zentrum einer geschäftigen Stadt. Am Ende des Garten lädt eine Laube zum Verweilen ein. Diese Gartenlaube und der Portikus, der den Wohntrakt mit dem Atelier verbindet, sind die einzigen Gebäudeteile, die noch original aus der Zeit Peter Paul Rubens stammen. Ansonsten wurde das Gebäude häufig umgebaut und verändert und an die Bedürfnisse der auf die Rubensfamilie folgenden Bewohner angepasst.

Nichtsdestotrotz lässt sich beim Rundgang durch das Rubenshuis sehr gut nachvollziehen, wie der berühmte Künstler gelebt und gearbeitet hat. Denn das Wohnhaus ist heute ein informatives Museum. Auf einem Gemälde wird dort die Kunstsammlung von Cornelis van der Geest gezeigt. Dort steht der Maler zusammen mit den Regenten der Niederlande, Erzherzog Albrecht und Erzherzogin Isabella. So wird mehr als deutlich, dass Rubens in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen seiner Zeit verkehrte. Aber auch über sein Familienleben und die Arbeit im Künstleratelier erfährt des Besucher sehr viel.

  • Rubenshaus; Adresse: Wapper 9-11, 2000 Antwerpen, Belgien. Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag: 10:00 – 17:00. Mehr Infos aus der Museumswebsite
  • Literaturtipp: Martin Warnke; Rubens, Leben und Werk, Köln 2011
Klassizistisches Gebäude in einem Garten.
Der Eingang in die Akademie der schönen Künste
Graffiti an der Kunstakademie von Antwerpen.
„Ugly Betty“ auf der Cover des Magazin Mode, gefunden in der Nähe der berühmten Modeschule von Antwerpen

Die Modestadt Antwerpen

Mit der Besichtigung des Rubenshaus ist unsere Lust auf die großen Sehenswürdigkeiten in Antwerpen schon befriedigt. Früher repräsentierten die berühmten Maler die Hafenstadt an der Schelde in der Welt. Heute sorgen die international bekannten Modeschöpfer aus Antwerpen für den guten Ruf der Stadt.

Wir sind diesem Ruf gefolgt und landen im Modepalais des Designers Dries van Noten. Dessen Flagshipstore in Antwerpen ist stilvoll in einem luxuriös anmutenden Belle Époque Gebäude untergebracht. Auf zwei Etagen werden die sensationellen Kollektionen des Modehauses vorgestellt. Besonders auffällig sind die kräftigen Farben und üppigen Dekore mit Wildkatzen-Optik, Blumenmotiven und Pailletten, die der Herrenkollektion einen dezenten Hauch von Genderfluididtät verleihen. Wir möchten gerne aber … leider gibt die Reisekasse diesen Luxus nicht her.

Deswegen schlendern wir weiter zu Labels Inc, einem angesagten Vintagestore. Unsere Hoffnung: vielleicht gibt es dort ein chices Stück der legendären Antwerp Six zu moderaten Preisen. Doch bekanntlich braucht es beim Vintage Shopping Ausdauer und Glück. Aber heute wird unsere Neugierde nicht belohnt, obwohl wir sehr aufmerksam und vergnügt durch das sorgfältig kuratierte Angebot an edlen Designerstücken schauen. Einfach nichts für uns im Angebot, darum schauen wir uns in den Straßen der Südstadt, Antwerpen Zuid, weiter um.

  • Dries van Noten Het Modepaleis; Adresse: Nationalestraat 16, 2000 Antwerpen, Belgien. Öffnungszeiten: Montag – Samstag: 10:00 – 18:30. Mehr Informationen auf dieser Website
  • Labels Inc; Adresse: Nationalestraat 95, 2000 Antwerpen, Belgien. Öffnungszeiten: Montag – Samstag: 11:00 – 18:00. Mehr Information auf der Website und bei Instagram
Ein Museumsbau aus der Gründerzeit.
Das KMSKA, das königliche Museum der schönen Künste wird im Septemebr 2022 neu eröffnet
Gerichtsgebäude in Antwerpen nach Plänen von Richard Rogers.
Die spektakuläre Dachlandschaft des neuen Gerichtshof von Antwerpen nach Plänen des Architekten Richard Rogers

Die Südstadt – Antwerpen Zuid

Antwerpen Zuid ist ein ziemlich chicer Stadtteil. Die Fassaden der Gründerzeit- und Jugendstil-Gebäude sind außerordentlich gut in Schuss. Schaufenster locken mit teueren Auslagen. Die Speisekarten der vielen eleganten Restaurants versprechen leckere Gaumenfreuden. Doch neben hochwertigem Konsum dreht es sich in Zuid alles um Kunst & Kultur. Hier ist das Museum der schönen Künste zu finden, gleich um die Ecke liegt das Fotomuseum und auch die zeitgenössische Kunst ist in vielen Galerien und natürlich mit einem entsprechenden Museum präsent.

Aber wir sehen nichts davon, denn schon vom sehr aufwändig gestalteten Lambermontsplaats erspähen wir die spektakuläre Dachlandschaft des neuen Gerichtshofs von Antwerpen. Das Gerichtsgebäude wurde nach den Plänen des britischen Stararchitekten Richard Rogers errichtet und 2006 eröffnet. Seine Dächer wachsen wie scharfkantige Kristalle in die Himmel und weisen uns den Weg Richtung Nieuw Zuid einem neu entstehenden Stadtquartier, das zwischen der Altstadt und dem Ufer des Schelde entsteht. Als Scharnier zwischen dem alten Stadtzentrum und dem Viertel Nieuw Zuid funktioniert diese Landmark-Architektur ganz gut. Aber insgesamt erscheint diese aufwändige, moderne Architektur schon nach kurzer Zeit in die Jahre gekommen.

Ein Gebäude aus 5 Betonkuben im Zentrum von Nieuw Zuid.
Die Tim van Laere Gallery im Stadtquartier Nieuw Zuid in Antwerpen
Das Ufer der Schelde nahe der Altstadt von Antwerpen.
Blick auf das Schelde Ufer

Nieuw Zuid – Die Nachhaltige Stadt

Niuew Zuid ist ein Stadtquartier, in dem mit der Idee der nachhaltigen Stadt experimentiert wird. Denn Antwerpen soll bis 2050 CO² neutral werden. Mit Kreislaufwirtschaft, intelligente Technologien und der Nutzung von Restwärme der angrenzenden Industrieanlagen sollen die Auswirkungen der modernen Stadt auf die Umwelt minimiert werden. Davon sehen wir bei unserem Rundgang natürlich nichts. Aber die vielen Grünflächen und die Wadis weisen darauf hin, dass hier nachhaltige Stadtplanung betrieben wird, weil so Flächen entstehen, auf denen Regenwasser versickern kann, anstelle schnell abzufließen.

Im Zentrum des Stadtquartiers gibt es weder eine Kirche noch einen Supermarkt sondern eine Kunstgalerie. Die Tim van Laere Gallery stellt internationale Kunst in nüchternen Sichtbeton-Kuben vor, die von dem Architekturbüro Kersten Geers und David Van Severen, entworfen worden sind. Diese fensterlosen Betonschachteln sind als Zentrum eines Quartiers natürlich eine ziemliche Provokation, denn sie wirken umheimlich abweisend. Andererseits laden die breiten, pink gestrichenen Türen dazu ein, dass Gebäude zu betreten und sich ohne großen Barrieren der Kunst zuzuwenden.

Aber nicht nur im Süden wächst Antwerpen weiter. Auch nördlich der Altstadt entstehen neue Wohnquartiere in ehemaligen Hafenanlagen. Wir springen in die Straßenbahn und fahren Richtung Het Eilandje, dem ältesten Hafengebiet von Antwerpen.

  • Tim van Laeren Gallery; Adresse: Jos Smolderenstraat 50, 2000 Antwerpen, Belgien. Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag: 13:00 – 18:00. Mehr informationen gibt es auf der Website der Galerie
Das Gebäude des MAS, Museum aan de Stroom, im Stadtviertel Het Eilandje
Der Turm des Museum aan de Stroom in Antwerpen erinnert an übereinander gestapelte Schiffs-Container
Moderne Wohntürme am Westkaai von Het Eilandje in Antwerpen.
Wohntürme entworfen von den Basler Architekten Diener & Diener am Westkaai in Het Eilandje Antwerpen

Het Eilandje

Soviel Wasser und so viel freier Raum! Het Eilandje, “das Inselchen“, ist heute ein richtig heißes Pflaster für Investoren und Projektentwickler in Antwerpen. Die Gentrefizierung ist in vollem Gange und hat aus dem abgerockten Hafenareal ein chices Stadtquartier in bester Lage gemacht. Wohnen am Wasser und dazu noch nah am Stadtzentrum ist halt unglaublich attraktiv. An den Docks sind die alten Lagerhallen abgerissen oder in geräumige Lofts umgewandelt worden. Anstelle von Lastkähnen oder Binnenschiffen ankern nun Yachten und Segelboote an den Kaimauern. Und an vielen Stellen wird noch an repräsentativen Apartmenthäusern gebaut.

Das Wahrzeichen des neuen Stadtquartiers ist das MAS, Museum aan de Stroom. Das Architekturbüro Neutelings Riedijk aus Rotterdam hat für das Stadtmuseum einen 60 Meter hohen Turm entworfen, der entfernt an übereinander gestapelte Container und so an den ehemaligen Hafen erinnert. Besonders großartig ist die sensationelle Aussicht, die sich von der Dachterrasse des MAS auf die Altstadt Antwerpen und den Hafen bietet.

Hingucker sind allerdings auch die schlanken Wohntürme direkt am Ufer des Westkaai. Besonders die ersten beiden der insgesamt sechs Wohntürme bieten einen bemerkenswerten Anblick. Die Architekten von Diener & Diener aus Basel haben die Fassade der beiden Wohngebäude aus selbsttragenden Glaspaneelen und dahinter liegenden goldfarbenen Aluminiumpaneelen so konstruiert, dass die Türme in einem matten Grün zu schimmern scheinen. Aber im Laufe des Tages verändert sich die Farbigkeit je nach Intensität des Sonnenscheins. Sogar das Wasser des Hafenbeckens spiegelt sich in der Fassade wider, so das eine enge Beziehung zwischen Gebäude und Ort entsteht. Die anderen Wohntürme stammen von David Chipperfield und vom Basler Architekturbüro Gigon & Guyer.

  • MAS, Museum aan de Stroom; Adresse: Hanzestedenplaats 1, 2000 Antwerpen, Belgien. Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag: 10:00 – 17:00. Informationen zu Ausstellungen und Eintrittspreisen gibts auf dieser Website
  • Wohntürme von Diener & Diener; Adresse: Kattendijkdok-Westkaai, 2000 Antwerpen, Belgien
Eine Straßenecke in der Altstadt von Antwerpen.
Abgerockter Charme in der Altstadt

Mehr Reiseberichte zur Architektur

Blick in die Zukunft

Antwerpen ist eine ziemlich coole und relaxte Stadt. Wir haben hier einen vergnüglichen und äußerste informativen Urlaubstag verbracht. Von den Sehenswürdigkeiten in der Altstadt haben wir bei unserem Stadtrundgang nur wenig gesehen. Dafür haben wir uns ein wenig in der Modestadt Antwerpen umgeschaut. Danach haben wir die neu entstehenden Stadtquartiere mit ihren innovativen städtebaulichen Konzepten erkundet. Die moderne Architektur hat uns gut gefallen. Aber vom Hocker gerissen hat sie uns nicht. Dennoch sind wir gespannt, wie sich die Stadtquartiere Niuew Zuid und Het Eilandje entwickeln, wenn sie Ende der 20er Jahre fertig gebaut sind. Dann kommen wir bestimmt noch mal wieder.

Zum Ende noch einen super Tipp. Ganz zufällig entdecken wir bei unserem Weg zurück zu Bahnhof das japanische Restaurant Yamayu Santatsu und haben dort die besten Suhsi seit langem gegessen. Dazu bekommst Du schöne Atmosphäre und einen reizenden Service.

  • Yamayu Santatsu; Adresse: Ossenmarkt 19, 2000 Antwerpen, Belgien. Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag: 12:00 – 14:00 und 18:30 – 22:00, Sonntag: 18:30 – 22:00, Montag Ruhetag. Mehr Informationen auf der Website. Tel: +3232340949; €€€