Geschichte der Accademia Venedig
Die Galleria dell‘ Accademia in Venedig besitzt die bedeutendste Sammlung venezianischer Malerei weltweit. Denn alle großen Meister der venezianischen Malerei zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert sind in der Accademia mit außergewöhnlichen Gemälden vertreten.
Entstanden ist diese einzigartige Gemäldesammlung in Venedig um 1750 als Lehrsammlung für die Kunstakademie. Aber erst mit der Eroberung Venedigs durch Napoleon und der damit verbunden Auflösung von Kirchen, Klöstern und anderen religiösen Institutionen kommen die Meisterwerke von Gentile und Giovannni Bellini, Giorgione, Veronese, Tizian und Tintoretto, Vittore Carpaccio und Gian Battista Tiepolo, Lorenzo Lotto und vielen anderen mehr in die Galleria dell‘ Accademia. Die großartige Gemäldesammlung der Accademia verdankt sich also den politischen Umwälzungen, die Italien im 19. Jahrhundert fundamental veränderten. Angefangen mit der Eroberung Napoleons, der Besatzung durch Österreich und schlussendlich der Entstehung des italienischen Nationalstaats nach 1860.
Vom Kloster zum Museum
In dieser Zeit wird aus der Gemäldesammlung der Kunstakademie ein eigenständiges Museum, das schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Besucher in Scharen anzieht. Die Galleria dell‘ Accademia Venedig ist in den Gebäuden des aufgelösten Klosters Santa Maria della Carità untergebracht. Der riesige Gebäudekomplex stammt aus dem 12. Jahrhundert.
Viele Generationen später wurde er von berühmten Architekten wie Andrea Palladio und Giorgio Massari erweitert. Dann hat Carlo Scarpa nach 1945 die Säle der Gemäldesammlung neu gestaltet. Das Design Scarpas lässt sich in der Accademia bis heute bewundern. Besonders revolutionär war die Idee des venezianischen Architekten, die Heizung und Klimaanlagen zentral im Raum zu positionieren. Denn so blieben die Wände frei von technischen Installationen. Die Meisterwerke der venezianschen Malerei können so ihre Strahlkraft ungetrübt verbreiten.
Seit einigen Jahren wird die Galleria dell‘ Accademia nach und nach saniert. Die Räume werden mit modernster Beleuchtungstechnik versehen. Außerdem werden die Wände in einem dezenten Grau gestrichen, vor dem die Gemälde besonders prächtig leuchten und ihre ganze Schönheit entfalten.
Rundgang durch die Galleria dell‘ Accademia
Die Ausstellung in der Gemäledesammlung der Accademia Venedig ist chronologisch aufgebaut. So vermittelt ein Rundgang durch das Museum einen guten Überblick über die Entwicklung der venezianischen Malerei. Den Anfang machen Bilder aus dem Trecento, also Werke aus dem 14. Jahrhundert. Besonders sehenswert sind die Gemälde von Lorenzo und Paolo Veneziano.
An das 14. Jahrhundert schließen sich die Bilder der Frührenaissance an. Einer der wichtigste Künstler des 15. Jahrhunderts ist Giovanni Bellini. Besonders seine zauberhaften Darstellungen der Mutter Maria machten ihn berühmt. Die Erkundung der Zentralperspektive, sein Interesse für den Raum und den menschlichen Körper machen Giovanni zu einem typischen Vertreter der Frührenaissance in Venedig. Die strahlende Farbigkeit seiner Gemälde und die ausdrucksstarken Gesichter seiner Heiligen beeinflussen die Kunst Albrecht Dürers. Dürer wiederum beeinflusst Bellini durch sein besonderes Interesse an der Natur.
Dürers Einfluss ist auch auf die Gemälde Giorgiones nicht zu unterschätzen. Um 1500 macht Giorgione mit seinen rätselhaften allegorischen Bildern Furore bei den hochgebildeten und intellektuellen Kunstsammlern Venedigs. Ein Beispiel dafür ist das weltberühmte Bild mit dem Namen La Tempesta, das Gewitter. Giorgione arbeitet gemeinsam mit dem jungen Tizian in einer Werkstatt. Und nach Giorgiones frühem Tod wird Tizian der bedeutendste Künstler in Venedig.
Tizian, Tintoretto & Veronese – das goldene Zeitalter der venezianischen Malerei in der Galleria dell‘ Accademia
Tizian Veccelio beginnt in Venedig eine internationale Karriere, die in über Rom bis an den Hof des habsburgers Kaiser Karl V und dessen Nachfolgers Philipp befördert. Das Werk Tizians steht früh im Zentrum einer kunsttheoretischen Diskussion. Für Künstler in der Tradition eines Michelangelos oder Rafaels entschied die Zeichnung und der Erfindungsreichtum der Komposition über den Wert eines Gemäldes.
Für Tizian dagegen waren die Farben der wesentliche Bestandteil eines Bildes. Den Vorrang der Farbe trieb Tizian so weit, dass er unerhörter Weise ohne Vorzeichnungen zu malen begann. In der Galleria dell‘ Accademia lässt sich das letzte Werk des großen Meisters bewundern. In der Pieta scheint Tizian Farbe wie die Impressionisten des 19. Jahrhunderts zu gestalten. Auch wegen dieser gestisch anmutenden Malerei wirkt Tizians Kunst heute noch modern und aktuell.
Jacopo Robusti, Tintoretto übernimmt viel von der Maltechnik Tizians. Darüberhinaus reichert er seine Bilder mit dramatischen Kompostionen an, deren Wirkung er mit Drahtpuppen in einen kleinen Puppentheater vorab studiert. Ohne Vorzeichnung aber mit seinen Puppenmodellen malt Tintoretto atemberaubende theatralische Szenen, die seine Auftraggeber begeistern. Sein Zeitgenosse Paolo Veronese ist besonders für seine plauderhafte und detailreiche Darstellung des Lebens des venezianischen Oberschicht und die luxuriöse Darstellung kostbarer Stoffe und Texturen berühmt.
Gemäldezyklen in der Galleria dell’Accademia Venedig
Ein besonderer Schatz der Galleria dell‘ Accademia Venedig sind die Bilderzyklen, die aus den Gebäuden von Laienbruderschaften – den Scuole Grande – in die Gemäldegalerie überführt worden sind. Am Ende des Rundgangs durch das Museum stehen Vittore Carppacios Gemäldezyklus der heiligen Ursula von Köln und der Zyklus über die Wunder des heiligen Kreuz.
Auch in Santa Maria della Carità war eine Scuola untergebracht. Dort hat sich die Darstellung Mariens im Tempel von Tizian bewahrt. Es ist eines der wenigen Meisterwerke, die in der Accademia an dem Ort, für den sie gemalt wurden, betrachtet werden können.
Lorenzo Veneziano – Gotische Malerei in Venedig
Das prächtiges Altarbild Lorenzo Venezianos schmückte ursprünglich den Hochaltar der venezianischen Kirche S. Antonio Abate. Der Patrizier Domenico Lion hat das Bild 1357 bei Lorenzo in Auftrag gegeben. Wie üblich wurde der Stifter ganz klein ins Bild gesetzt. Domenico kniet in der zentralen Szene der Verkündigung an Maria rechts am Bildrand. 1812 kam das Gemälde in die Galleria dell‘ Accademia.
Das Gemälde Lorenzo Venezianos ist aus vielen Gründen bemerkenswert. Natürlich ist es toll, dass sich das Bild über die Jahrhundert komplett im geschnitzten Originalrahmen erhalten hat. Besonders aber fällt auf, dass das Bild an einem Epochenübergang entstanden ist. Bei der Darstellung der Heiligen, die links und rechts der Verkündigung gemalt sind, fallen die im Vergleich zum Körper viel zu kleinen Köpfe auf. Die kleinen Köpfe sind genauso wie die immer gleiche Kopfhöhe und die fast körperlose Anwesenheit der Heiligen typisch für die Traditionen der byzantinischen Kunst.
Dagegen erscheint die Verkündigung geradezu lebendig und psychologisch ausdrucksstark. Immerhin lässt sich die Verwunderung Mariens über die Verkündigung in ihrem blassen Gesicht ablesen. Lorenzos Malerei scheint von Entwicklungen den Malerei auf dem Festland inspiriert zu sein. Manche Kunsthistoriker sehen sogar einen Einfluss dieser Malerei Giottos.
Lorenzo Veneziano gilt als Erneuerer des gotischen Stils in Venedig. Einmal weil er alte Traditionen, besonders den Einfluss der byzantinischen Kunst überwinden kann. An dem reich geschmückten Gewand Mariens ist zu erkennen, dass Veneziano sich bei seiner Malerei an höfischen Vorbildern in Norditalien orientiert.
Giovanni Bellini – Frührenaissance in Venedig
Pala di San Giobbe lässt sich am besten mit Altar des Hiob übersetzen. 1487 malt Giovanni Bellini diese Altartafel für die Kirche San Giobbe, die eine von 5 Pestkirchen in Venedig war. Als kosmopolitische Hafenstadt mit weltweiten Handelsverbindungen hatte Venedig bis ins frühe 19. Jahrhundert immer wieder unter Ausbrüchen der Pest leiden, die sicherlich wie Hiobsbotschaften über die Bewohner Venedigs kam. Solange Ärzte nicht helfen konnten, blieb den Menschen wenig anderes als das Gebet.
Giovanni Bellini malt eine Sacra Conversatione. Also eine Versammlung von Heiligen in einem Raum, auch wenn sie zu unterschiedlichsten Zeiten gelebt haben. Im Mittelpunkt dieser Versammlung thront die Mutter Maria mit dem Christuskind auf dem Arm. Die Heiligen haben sich in einer runden Nische versammelt, die eine Kapelle in einer Kirche zu sein scheint. Im Bild gibt es einige Hinweise, dass diese Kirche San Marco sein könnte. Denn auch in der wichtigsten Kirche Venedigs gibt es goldene Mosaiken in den Kuppeln. Außerdem sind die Wände der Rundnische, genauso wie die Wände von San Marco, mit Marmor verkleidet. Vielleicht lässt sich sogar das weiche und schwache Licht, das Bellini über seine Figuren ausgießt, mit dem Licht in San Marco vergleichen.
Die Nachahmung der Natur
Bemerkenswert ist, mit welcher Sorgfalt Bellini die Architektur malt. Die gemalte Architektur im Bild erhebt den Anspruch, als wolle sie mit der Wirklichkeit gleich ziehen. Dieser Anspruch auf Wirklichkeit des Raumes bedeutet auch, dass die Heiligen wirklich da sind. Und zwar in dem Raum, in dem der Betrachter sich befindet. Mit den Mitteln der Illusionsmalerei und der Zentralperspektive wird also die Gegenwart himmlischer Wesen wahrscheinlich gemacht.
Bellini komponiert sein Bild – typisch für die Renaissance – ausgewogen und symmetrisch. Links drei Männer, rechts drei Männer. Drei Engel werden zu einer Pyramide angeordnet und auch in den Körper der Mutter Maria ist die Form einer Pyramide eingeschrieben. Nur die Körper der beiden nackten Männer, der alte Hiob auf der linken Seite und der jugendlich knusprige Sebastian rechts, entziehen sich dieser strengen Geometrie des Bildaufbaus. Giovanni Bellini scheint, ein besonderes Vergnügen an der männlichen Anatomie und der samtigen Darstellung der nackten Haut gefunden zu haben.
Piero della Francesca – Der heilige Hieronymus
Piero della Francesca kommt nicht aus Venedig oder dem Veneto. Er war in San Sepolcro in der Toskana zuhause. Heimat spielt in den Gemälden Pieros häufig eine Rolle. So auch in dem Gemälde des Heilige Hieronymus in der Galleria dell‘ Accademia Venedig. Die Türme der Stadt und die Hügel im Hintergrund sollen nämlich ein Hinweis auf Pieros Geburtsort San Sepolcro sein.
Pieros Gemälde sind häufig nüchtern und rational. Dieser Einruck hängt damit zusammen, dass der Maler seine Bilder streng geometrisch nach den mathematischen Regeln der Zentralperspektive ordnet. Besonders gut ist das an dem runden Baumstumpf und dem schräg gestellten Kreuz im Vordergrund zu erkennen. Aber auch in der Bank, auf der der Heilige sitzt, den senkrechten Türmen der Stadt und der Kegelform der Hügel wird der ordnende Geist des Malers spürbar.
Erstaunlich ist, wie es Piero trotz dieser Strenge gelingt, Gegenwart in diesem Bild zu erzeugen. Die Situation, in der sich Hieronymus befindet, kennt fast jeder. Gerade hat man sich niedergelassen, um in einem tollen Buch zu schmökern, da kommt auch schon eine unerwünschte Ablenkung daher. Hier ist es andächtiger Mann, der sich neben den Heiligen kniet und ihn damit in der Lektüre stört. Wenn Blicke töten könnten …
Pieta von Giovanni Bellini
Als Giovanni Bellini diese trauernde Mutter Maria malt ist er schon über 70 Jahre alt. Der jüngere Giorgione hatte da schon einen eigenen Stil entwickelt und Bellini scheint Anregungen des jüngeren Malers aufgenommen zu haben. Auch Einflüsse Albrecht Dürers, der sich zwischen 1505 und 1507 in Venedig aufhielt sind in diesem Bild zu erkennen. Besonders ist das in der Figurengruppe der Pieta sichtbar, die sich an nordische Vorbilder anzulehnen scheint.
Die Mutter Maria hat das erschöpfte und ausgezehrte Gesicht einer alten Frau. Der Leib ihres toten Sohns rutsch aus ihren Armen Richtung Boden hinab. Zwar sitzt Maria in dem Grün, das vielleicht einen Garten, einen Hortus Conclusus, darstellt. Aber der Feigenbaum auf der linken Seite ist ebenso verdorrt wie die Landschaft im Mittelgrund.
Hieronymus Bosch – die heilige Wilgefortis
Die Galleria dell‘ Accademia Venedig verwahrt 3 Werke des flämischen Malers Hieronymus Bosch. Der kleine Flügelaltar mit der Darstellung des Martyriums der heiligen Wilgefortis ist sicherlich eines der merkwürdigsten Motive, die Bosch jemals gemalt hat. Dabei ist er ja gerade als Maler des Merkwürdigen und Sonderbaren bekannt und beliebt.
Die Legende von der bärtigen Jungfrau
Wilgefortis, die Virgo forte, also die starke Jungfrau war – so berichtet die Legende – Tochter eines heidnischen Königs aus Portugal. Da sie wegen ihres christlichen Glaubens Jungfrau bleiben wollte, weigerte sie sich zu heiraten, was ihren Vater sehr beunruhigte. Als dieser Wilgefortis schließlich zur Ehe zwingen wollte, wendete sie sich an Gott und bat um ein entstelltes Gesicht. Ihr Wunsch wurde erhört. Wilgefortis wuchs ein Bart.
Entsetzt nagelte der wütende König die bärtige Tochter in Lumpen gekleidet ans Kreuz. Er war der Meinung, wenn Wilgefortis als Christin leben wollte, dann könne sie auch wie Christus sterben. Drei Tage dauerte der Todeskampf. Die unerschrockene Märtyrerin nutzte die Zeit, um ihre Glauben weiter zu verbreiten. Sie predigte eifrig vom Kreuz und so gelang es ihr neben vielen anderen den eigenen Vater zu rechten Glauben zu bekehren.
Die Entstehung der Legende von der bärtigen Jungfrau ist nicht mehr sicher zu klären. Wahrscheinlich ist sie seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Nordeuropa nachweisbar. In Italien ist die heilige Wilgefortis so nicht bekannt. Wie auch immer die Legende der heiligen Wilgefortis einzuordnen ist, ihre Existenz weist alle Engstirnigen und Ewiggestrigen darauf hin, dass Gender und fluide Geschlechtsidentität schon vor über 500 Jahren ein Thema war.
Gendern in der Galleria dell‘ Accademia
Die brisante Identität der dargestellten Heiligen wurde viele Jahrzehnte heftig diskutiert. Erst eine Restaurierung brachte im Jahr 2013 den Bartflaum um das Kinn der Heiligen zum Vorschein und enthüllte damit Wilgefortis. Die selbstgerechten Männer – rechts unterhalb des Kreuzes – scheinen den Prozess und die Hinrichtung der Heiligen initiiert zu haben; einer von ihnen zeigt anklagend auf die Heilige. Unten links sind Traurigkeit und Empörung unter den anderen Zeugen zu spüren. Ein Mann, vielleicht Wilgefortis‘ zukünftiger Ehemann, kann den Anblick der Kreuzigung nicht ertragen und ist in Ohnmacht gefallen.
Gerade wegen dieser Ohnmacht ist es schwer sich dem Eindruck der verkehrten Welt zu entziehen, die Hieronymus hier darstellt. Denn in einer Kreuzigung Christi wäre anstelle einer Frau ein Mann ans Kreuz genagelt worden und eine Frau, die Mutter Maria, anstelle eines Mannes ohnmächtig unter dem Kreuz zu Boden gesunken.
Giorgione – La Tempesta
Das Gewitter in der Galleria dell’Accademia gehört zu den berühmtesten und bekanntesten Gemälde Giorgiones. Ursprünglich wurden das Gemälde „als kleine Landschaft auf Leinwand mit dem Sturm, der Zigeunerin und dem Soldaten“ beschrieben. Aber für ein so ungewöhnliches und rätselhaftes Bild wie das Gewitter, erschien diese einfache Erläuterung nicht angemessen genug. Deswegen tobt seit Jahrzehnten ein inzwischen unübersichtlicher Gelehrtenstreit um die Frage, was auf diesem Bild dargestellt ist. Niemand weiß es genau! Vielleicht ist es ja einfach so, dass dieses Bild, außer dem was es zeigt, nichts weiter ausdrücken möchte.
Gewiss ist, dass Giorgione mit diesem Gemälde die erste eigenständige Landschaftsdarstellung der italienischen Kunst geschaffen hat. Diese Landschaft läd der Maler durch einen Gewitterhimmel mit Blitzschlag stimmungsvoll auf. Dem Soldaten sind mit zwei Säulen und einer Bogenarchitektur Symbole der Stärke beigegeben. Die Frau – umgeben von einer idyllisch anmutenden Natur – gibt einem Kind die Brust. Den Hintergrund füllt eine Stadtansicht am Fluss. Das sind natürlich Zutaten, die geradezu einladen, sie miteinander in einen Sinnzusammenhang zu stellen. Aber vielleicht ist die Entdeckung, dass der Maler anstelle des Soldaten ursprünglich eine weitere Frau vorgesehen hatte, ein Fingerzeig, dass dieser Sinnzusammenhang nur schwer zu finden ist.
Das erste Landschaftsbild der italienischen Kunst
Die Landschaft Giorgiones ist von der Malerei des Nordens beeinflusst. Vielleicht diente die Druckgrafik Albrecht Dürers als Vorlage um das Verhältnis von Landschaft und Mensch so verändern, dass die Landschaft, die Hauptrolle im Bild spielt, während die Menschen wie Statisten erscheinen.
Ungewöhnlich ist für die italienische Kunst um 1500 aber nicht nur das Verhältnis von Mensch und Landschaft. Auch die dominante Rolle der Elemente ist bemerkenswert. Interessant ist außerdem die Raffinesse, mit welcher Giorgione den Betrachter an sein Bild fesselt. Der Soldat schaut auf die Frau, die Frau schaut auf den Betrachter und Betrachter schaut den Soldaten an. So wird der Mensch vor dem Bild Teil eines kommunikative Dreiecks.
Giorgione – La Vecchia
Auch Giorgiones Porträt einer alten Frau ist ein für die Zeit um 1500 ungewöhnliches Gemälde in Italien und Venedig. Das Porträt in der Galleria dell‘ Accademia Venedig überrascht den Betrachter mit dem schonungslosen Realismus bei der Darstellung des Alter, der seine Wurzeln in der Auseinandersetzung mit dem Werk Albrecht Dürers haben dürfte. Das Gesicht ist zerfurcht, die grauen Haare eher dünne Fusseln, die Zähne im geöffneten Mund verrottet oder ausgefallen. Die zerstörerischen Spuren des Alters springen auch deswegen so ins Auge, weil das Bild auf wenige Farben reduziert ist und die gräuliche Haut mit einem kalten Weiß gerahmt ist.
Ermattet aber dennoch sehr lebendig schauen die Augen der alten Frau auf den Betrachter hinab. Mit den Fingern der rechten Hand zeigt sie auf ihre Brust und hält einen Zettel mit der Aufschrift: Col Tempo, mit der Zeit. Das kann natürlich vieles bedeuten. Vielleicht wird damit dieUrsache menschlichen Dahinwelkens angesprochen. Vielleicht wird damit aber auch die existentielle Erfahrung der Loslösung von irdischen und besonders Freuden.
Lorenzo Lotto – Porträt eines jungen Mannes
Ein blasser junger Mann lehnt an einen Tisch blickt den Betrachter aus traurigen Augen an. Er blättert desinteressiert in einem Buch. Vielleicht ist das ein Kontenbuch, welches in zwei Spalten die Einnahmen und die Ausgaben eines Geschäfts oder eines Haushalts gegenüberstellt. Falls die Geschäftszahlen schlecht sind, könnte das die traurige Miene des jungen Herren erklären. Im verschatteten Hintergrund sind eine Laute und ein Jagdhorn abgelegt. Erinnern die Musikinstrumente an die schönen Stunden des Müßiggangs? Bezeugen die Rosenblätter im Vordergrund, der Schal einer Dame und die vielen Briefe eine vergangene Schwärmerei? Könnte sein, denn die kaltblütige Eidechse ist immerhin ein Symbol für den Tod.
Alle Bildelemente fügen sich zusammen zu einer Atmosphäre des Verlust, der Traurigkeit und der Melancholie. Es könnte sein, dass dieses Porträt in der Galleria dell‘ Accademia einen jungen Mann zeigt, der am Übergang von einer unbeschwerten Jugend zur Ernsthaftigkeit des Erwachsenenlebens steht.
Der dunkle, samtne Schimmer seiner kostbaren, schwarzen Kleidung ist mit größter Sorgfalt wiedergegeben. Die gleiche Akribie wendet Lorenzo Lotto auf, um die Gegenstände in diesem Gemälde abzubilden. Erstaunlich an diesem Porträt ist das Querformat. Außerdem sind das kalte Licht und die kalten Farben eher ungewöhnlich in der venezianischen Malerei zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
Paolo Veronese – Gastmahl im Hause Levi
Paolo Veronese hat dieses gigantische Bild für das Refektorium der Dominikaner Mönche an der Kirche Santi Giovanni e Paolo angefertigt. Dargestellt wird das letzte Abendmahl. Ein äußerst passendes Bildmotiv für einen klösterlichen Speisesaal. Als das Bild in die Sammlung der Galleria dell‘ Accademia überführt wurde, musste erst einmal der Saal gebaut werden, der dieses Großformat beherbergen konnte.
Veronese überwältigt den Betrachter nicht nur mit der Größe dieses Gemäldes. Auch die große Anzahl der Personen, die sich in einer Loggia zum Abendmahl versammelt haben, macht es schwierig sich im Bild zu orientieren und das eigentliche Bildthema zu entdecken. Irgendwie erinnert Veroneses Bildgetümmel an die figurenreichen neapolitanischen Krippen.
In einer Loggia, die aus 3 Bögen gebildet wird versammelt Veronese Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen nach Venedig gekommen sind. Ganz links – mit einem gelben Wams – sind deutsche Landsknechte zu erkennen. Männer mit Turban repräsentieren die arabische Welt, Knaben und Mädchen mit dunkler Haut die Länder des afrikanischen Kontinents. Sie sind aber auch Hinweis darauf, dass Venedig ein Zentrum des europäischen Sklavenhandels war und dass die Kaufleute der Stadt mit dem Menschenhandel prächtig verdienten.
Kunst und Zensur in der Galleria dell‘ Accademia
Neben den vielen Personen, deren prächtigen Gewändern und beredten Gesten kann der Betrachter sich in den Details der Architektur, des Tafelgeschirrs, der Affen, Hunde und Katzen verlieren. Es gibt wirklich viel zu sehen. Und irgendwann fällt im Zentrum des Bildes dann auch jener Mann mit dem goldenen Schimmer um den Kopf auf. Aber auch Jesus und seine Jünger sind wie die anderen Gäste in einem anregenden Gespräch versunken. Die Dominikaner Mönche waren von diesem Bild begeistert.
Aber die fröhliche und ausgelassene Gesellschaft, die man sich besser in einem venezianischen Palast als in er einem Wirtshaus in Jerusalem vorstellen kann, erregte schnell das Interesse der Inquisition. Dort befanden die strengen Richter, dass solch eine heitere Stimmung aber eben auch die vielen – nicht zum Bildthema gehörenden – Personen anstößig seien und die heilige Geschichte beschmutzten.
Veronese wurde vor das Tribunal geladen. Aber anstelle klein bei zu geben, verteidigte Veronese die Freiheit der Kunst gegen engstirnige religiöse Zensur. Allerdings musste Veronese ein Zugeständnis machen, er änderte den Titel seines Werkes von Abendmahl in Gastmahl im Hause Levi.
Die mystische Hochzeit der heiligen Katharina
Katharina von Alexandrien war eine Königstochter, die im 3. Jahrhundert wegen ihres christlichen Glaubens hingerichtet wurde. Die Legende berichtet von einer Hochzeit, bei der der Jesusknabe Katharina den Ehering an den Finger steckt. Dieses Ereignis der Christusminne ist zwar nie von der katholischen Kirche bestätigt worden. Nichtsdestotrotz hat es sich zu einem beliebten Bildmotiv entwickeln. Veronese hat aus dieser merkwürdigen Erzählung ein fantastisches Gemälde gemacht.
Auch wenn die Szene ziemlich überkandidelt ist, lässt sich in diesem Gemälde die faszinierende Meisterschaft Paolo Veroneses bei der Darstellung von kostbaren Stoffen bewundern. Außerdem zeigt er sich hier als Meister der Farben und der Komposition.
Tintoretto – Das Wunder des heiligen Markus
Aufregung, Tumult, Bewegung … Tintoretto beweist mit dem Wunder der heiligen Markus sein Talent, durch theatralische Inszenierungen Aufmerksamkeit zu erregen und Neugierde zu wecken. Auch wenn wir nichts verstehen, fragen wir uns, was ist geschehen?
In diesem Bild ereignet sich ein Wunder. Ein junger, christlicher Slave hatte sich – trotz Verbots – aufgemacht, nach Venedig zu pilgern, um am Grab des heiligen Markus zu beten. Zu seinem heidnischen Besitzer zurückgekehrt erwartet den Sklaven Folter und Tod. Doch der heilige Markus erscheint, zerbricht die Marterwerkzeuge und der gläubige Sklave überlebt. Am Ende ist sogar der unmenschliche Sklavenhalter von der Wirkmacht des heiligen Markus überzeugt und konvertiert zum Christentum.
Ein junger Mann liegt nackt in verdrehter Haltung am Boden. Er ist von Männer umgeben, die ihn mit Gewalt bedrohen. Einer scheint dem jungen Mann, mit spitzen Spießen die Augen ausstechen zu wollen. Eine Menge drängt heran, um das grausame Treiben besser begaffen zu können. Besonders dynamisch und bewegt, wirkt eine Frau mit Kind, die ihren Körper stark verdreht, um einen vorteilhafteren Blick auf das Geschehen werfen zu können. Wie bei Veroneses Gastmahl im Haus Levi weisen unterschiedliche Trachten – besonders die Turbane – auf die vielen Nationalitäten hin, die im Venedig des 16. Jahrhunderts anzutreffen waren. Auf der rechten Seite sitzt der reiche Sklavenhalter erhöht auf einem Thron. Überrascht betrachtet er einen wundersam zerbrochenen Hammer.
Das Theater und die Wunder
Völlig unbeachtet dagegen bleibt die Erscheinung des heiligen Markus. Wie der Deus ex machina des barocken Theaters stürzt der Heilige mit geblähtem Gewand aus dem Himmel hinunter in das Bühnengeschehen. Sein Haupt ist von einem Leuchten umgeben, so dass das Gesicht des Heiligen im Schatten liegt. Mit seiner kräftigen und wundertätigen Hand, scheint der Heilige die Szene wie ein Regisseur zu inszenieren.
An der muskulösen Figur des heiligen Markus – aber auch an der sitzenden Rückenfigur mit dem roten Wams – lässt sich nachvollziehen, dass Tintoretto von der Kunst – besonders den Zeichnungen – Michelangelos beeinflusst worden ist. Die leuchtenden Farben dagegen hat Tintoretto bei seinem Lehrer Tizian kennengelernt. Als junger Mann soll Tintoretto den Satz: il disegno di Michelangelo e il colorito di Tiziano an die Wand seines Ateliers geschrieben haben. Dieses künstlerische Credo: die Zeichnung von Michelangelo und die Farben von Tizian hat der Maler im Wunder der heiligen Markus perfekt umgesetzt. Vielleicht gelang Tintorette deswegen der künstlerische Durchbruch in Venedig.
Ein Andachtsbild ist das Wunder des heiligen Markus bestimmt nicht. Allerdings ist es auch nicht für eine Kirche gemalt worden sondern für die Versammlungsräume der Scuola Grande di San Marco. In der Galleria dell‘ Accademia wird ebenfalls eine Kreuzigung Tintorettos gezeigt. Auch hier lässt sich die faszinierende Mischung aus Michelangelo und Tizian nachvollziehen.
Pieta – Tizian Vecellio
Das großformatige Gemälde einer Pieta in der Accademia Venedig ist der letzte Gemälde Tizians. Bei seinem Tod war das Bild wahrscheinlich unvollendet und erst Tizians Schüler – Palma il Giovanne – hat es zu Ende gemalt. Der kleine Engel mit großen Fackel geht wahrscheinlich auf Palma zurück.
Die Pieta ist nicht nur das letzte Bild aus der Hand des berühmten Malers. Tizian hatte dieses Gemälde für sein Grab in Santa Maria Gloriosa di Frari bestimmt. Für Franziskaner Kirche von Venedig hatte Tizian knapp 60 Jahre früher eine monumentale Himmelfahrt Mariens und die Pesaro Madonna gemalt; zwei Meisterwerke, die der Grundstein seiner sensationellen Karriere werden sollten. Doch wurde die Pieta nie in der Frari Kirche aufgehängt, sein monumentales Grab dort ist eine historisierende Schöpfung des 19. Jahrhunderts.
Tizian malt eine Szene bei Nacht. Vom Leib Christi geht ein spirituelles Leuchten aus, aber die anderen Figuren treten aus einer trüben Dunkelheit hinaus. Ein monumentaler Bogen aus Rustikaquadern errichtet beherrscht den Hintergrund. Links steht eine Skulptur Moses mit den Gesetzestafeln in der Hand, rechts eine Sybille mit dem Kreuz. Aber trotz dieser Architektur wirkt die Komposition nicht ruhig oder ausbalanciert. Denn von dem knienden alten Mann steigt über die Schultern Christi und das Haupt der Mutter Maria eine Diagonale auf, die in der ausgestreckten Hand der Maria Magdalena endet. Magdalena scheint aus dem Bild auf den Betrachter zuzustürmen und so bringt sie das gesamte Bild in Bewegung.
Das letzte Werk Tizians in der Galleria dell‘ Accademia
Die Farben in diesem späten Werk Tizians leuchten nicht mehr, vielmehr sind sie stumpf und dem Thema angemessen leblos. Die Formen der Architektur aber auch der Körper scheinen sich aufzulösen. Dafür wird der Akt des Malens durch die deutliche Betonung des Pinselstrichs und der Materialität der Farbe besonders hervorgehoben. Das ist nur deswegen möglich, weil Tizian mit Öl auf Leinwand malt.
Trotz dieser modernen fast schon impressionistischen Maltechnik ist dieses Bild mit der Vergangenheit und vielleicht sogar Tizians Biografie verbunden. Mit dem goldenen Mosaik erinnert Tizian an die Markus Basilika aber ganz besonders an seinen Lehrer Giovanni Bellini, der das Motiv des goldenen Mosaiks schon in der Pala di San Giobbe verwendet hatte.
Vittore Carpaccio – die heilige Ursula
Der Bilderzyklus Vittore Carpaccios zur Legende der heiligen Ursula von Köln umfasst 9 Bilder, die alle in der Accademia Venedig zu bewundern sind. Vor kurzem sind sie aufwändig restauriert worden. Die Gemälde stammen aus der Scuola di Sant‘ Orsola, die sich in der Nähe der Kirche Santi Giovanni e Paolo befand. Vittore Carpaccio hat den Zyklus zwischen 1490 und 1500 gemalt. Also in einer Zeit, in der sich das Schicksal Venedigs zu wenden begann. Denn mit der Entdeckung der Seewege nach Amerika und wenig später nach Indien verlor Venedig seine Monopolstellung im europäischen Gewürzhandel und damit seine Bedeutung als Handelsstadt.
Ursula soll der Legende nach eine Königstochter gewesen sein, die auf ihrer Hochzeitsreise begleitet von 11000 Jungfrauen in Köln am Rhein von Hunnen ermordet wurde. Für Carpaccio bietet der Reisebericht von Ursulas Pilgerfahrt nach Rom und die Rückkehr nach Köln die Möglichkeit das Meer, Hafenansichten, Schiffe, Städte und Gebäude malerisch darzustellen. Die Vorbilder dafür findet er im Hafen von Venedig, in der Lagune und den Palästen der reichen Kaufleute von Venedig. Seine Bilder erzählen detailreich und präzise, wie das Leben um 1500 in Venedig ausgesehen haben muss.
Ein gutes Beispiel für dieses Vorgehen ist das Bild mit der Abreise des Botschafters. Ursulas Vater übergibt dem englischen Botschafter einen Brief, der die Bedingungen für die Hochzeit zwischen Ursula und dem Prinzen Aetherius enthält. Der Schreiber im Hintergrund lässt vermuten, dass sich Carpaccio bei diesem Bild von Zeremonien, die im Dogenpalast stattfanden, inspirieren ließ.
Prozession auf dem Markusplatz – Gentile Bellini
Fast zeitgleich mit der Ursula Legende malte Gentile Bellini die Prozession auf dem Markusplatz. Auch dieses Gemälde wurde für eine Scuola in Venedig hergestellt, die Scuola Grande di San Giovanni Evangelista. Von 9 Gemälden, die sich mit der Legende des heiligen Kreuzes beschäftigen, sind 8 in die Galleria dell‘ Accademia gelangt.
In der Mitte des 14. Jahrhunderts war die Scuola Grande di San Giovanni Evangelista in den Besitz eines Splitters vom Kreuzesholz gelangt, der in der Folgezeit mit spektakulären Wundern von sich reden machte. Eines dieser Wunder hat Gentile Bellini in seinem Gemälde dargestellt. Während der Prozession zum Fest des Kreuzes kniet ein Kaufmann aus Brescia vor der Reliquie des Kreuzes und betet für die Rettung seines todkranken Sohnes. Der erholt sich prompt.
Bellini zeigt uns den Markuplatz in einer spektakulären Weitwinkel-Perspektive. Die Prozession schreitet in strenger, geometrischer Ordnung über den Platz. Am Ende des Platzes erstrahlt die Markuskirche noch immer im Gold der Marmordekorationen und der venezianisch-byzantinischen Mosaike, von denen nur das über dem Bogenportal auf der linken Seite erhalten geblieben ist.
Gianbattista Tiepolo – die Auffindung des echten Kreuzes
Bevor das wahre Kreuz als Reliquie verehrt werden konnte, musste es erst einmal gefunden werden. Dafür hat die heilige Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, gesorgt. Als erste Archäologin der Geschichte machte sie sich von Rom auf nach Jerusalem, um dort die Spuren der Passion Christi zu entdecken.
Von ihren Ausgrabungen mitgebracht hat sie unteranderem das wahre Kreuz. Gianbattista Tiepolo wählt eine spektakuläre Perspektive, aus der er die Auffindung des Kreuzes schildert. Der Betrachter steht gleichsam in der Grube, aus der das Kreuz hervorgeholt worden ist. An deren Rand hat sich Helena mit triumphaler Geste aufgebaut. Tiepolo ist ein Meister der perspektivischen Verkürzung. Immerhin handelt es sich bei diesem Werk um ein Deckengemälde, dennoch steht das Kreuz senkrecht da. Bei seinen Zeitgenossen war Tiepolo wegen seines sensiblen Umgangs mit Farbe und Licht berühmt.
Die Meditation – Domenico Fetti
Das allegorische Gemälde einer in Gedanken versunkenen Frau in der Galleria dell‘ Accademia Venedig spielt auf verwirrende Art mit herben Kontrasten. Denn die junge, an einem Tisch kniende Frau hält sich einen Totenkopf wie einen Spiegel vor das schöne Gesicht. Welche Erkenntnis wird sie in dessen leeren Augenhöhlen finden? Das alles, also auch sie, vergehen wird? Bemerkenswert ist, wie durch das Spiel der Hände – die eine Kopf, die andere am Totenschädel – eine Verbindung zwischen lebendigem Fleisch und lebloser Materie geknüpft wird.
Irgendwie erinnert Fettis Meditation an den berühmten Meisterstich Melancholia von Albrecht Dürer. Aber dieses Gemälde ist im Gegensatz zu Dürers Stich der Welt ganz und gar ab, dem Jenseits dagegen zugewandt. Weltliche Freuden, symbolisiert druch ein Buch, das Malzeug, eine antike Skulptur und eine Armillarsphäre sind achtlos unter den Tisch geräumt. Wertloser Plunder!
Interessant ist das steil einfallende Licht. Es teilt das Gemälde diagonal in ein verschattetes Unten und ein erleuchtetes Oben. Im Schatten liegen natürlich der weibliche Leib, ebenso das Stilleben mit den Symbolen des weltlichen Lebens. Diese dramatische Lichtregie aber auch die symbolische Bedeutung von Stilleben hat Fetti, der aus Rom stammt, an den Gemälden Caravaggios studieren können. Als Hofmaler in Mantua lernte er die Kunst seiner Vorgängers auf diesem Posten Peter Paul Rubens kennen. Auch dieser Einfluss ist ganz besonders in der Gestaltung der Hände, die den Schädel halten, zu erkennen.
Natürlich gibt es in der Galleria dell‘ Accademia Venedig noch andere großartige Meisterwerke der venezianischen Malerei zu entdecken. Diese 15 Meisterwerke in der Accademia aus über 250 Jahren Kunstgeschichte sollen Dich neugierig auf die berühmte Gemäldesammlung in Venedig machen. Außerdem bieten sie Anhaltspunkte für die Betrachtung weitere Gemälde in der Accademia.
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Service Galleria dell‘ Accademia Venedig
Die Galleria dell‘ Accademia liegt direkt am Canale Grande. Das Museum ist bequem über eine Brücke, die über den Kanal führt zu erreichen. Außerdem halten direkt vor der Accademia die Vaporetti der Linie 1 und 2.
Informationen zu den Eintrittspreisen und Öffnungszeiten des Museums findest Du auf der Website der Accademia. Dort kannst Du Dich auch über die aktuell geltenden Corona-Bestimmungen für einen Besuch der Gemäldegalerie erkundigen.